Jetzt zur Quarte (3:4). Sie verhält sich ähnlich der Quinte - nach zwölf Quarten käme man auf den Ausgangston und hätte alle Töne unseres Systems durchschritten. Natürlich geht sich auch das nicht aus. Eine schöne saubere Quinte und auf dieser eine schöne saubere Quarte aufgebaut sollte eigentlich eine Oktave ergeben. Tuen sie aber nicht. Was ist nun die Folge davon? Um in jeder Tonart harmonisch rein spielen zu können bräuchte man am Klavier eigentlich nicht 12 sondern 52 Töne in einer Oktave. Also rein theoretisch, denn die haben wir nicht. Und hier beginnt die Kunst beim Klavierstimmen. Der Stimmer muß die Intervalle um Nuancen leicht verstimmen. Wir haben uns aber an diese Verstimmung schon gewöhnt und empfinden sie als normal. Also gut gestimmt bedeutet, daß in jeder Tonlage gespielt werden kann, und keine Tonart falscher klingt als die andere. Dann spricht man von einer Gleichschwebenden, auch Wohltemperierten Stimmung (Gleichmäßige Verteilung der zur Modulation nötigen Stimmungsabweichung). Diesen Kompromis entwickelete Andreas Werkmeister 1691. Ehe man sich darauf einigte, alles zu verstimmen, gab es andere Stimmvarianten. Diese bevorzugten jeweils bestimmte, häufig verwendete Tonarten, welche reiner, andere dafür unreiner gestimmt waren. Werden Musikstücke in einer ganz bestimmten Tonart gespielt, klingen sie harmonischer, wenn das Instrument darauf abgestimmt wird, auch entstehen so interessante Reibungen. Leider sind durch die geringeren Modulationsmöglichkeiten diese Stimmarten ziemlich in Vergessenheit geraten. So etwa die Kirnberger - Stimmung, die Valotti, Silbermann, Rameau u.s.w. um nur einige zu nennen.
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